Zeit haben und jederzeit live dabei sein

Als Voll-Zeit-Mama lebt man anfangs etwas isolierter als in der Berufswelt. Die sozialen Kontakte sind begrenzter, und man bekommt keine Anerkennung für das, was man den ganzen Tag macht. Gerade dafür ist es enorm wichtig, sich zu vernetzen, andere Mütter/Väter mit Kleinkindern zu treffen, um sich gegenseitig zu stärken, auch die schwierigen Phasen zu überstehen, Gedankengespenster („…muss mein Kind professionell gefördert werden etc…?“) zu vertreiben. Vor allem aber in Ruhe genießen und LIVE dabei sein, wie sich das eigene Kind entwickelt und die Welt in seinem eigenen Tempo und nach seinen eigenen Impulsen entdeckt - nicht einem vorgegebenen Beschäftigungsangebot folgen zu müssen.

Man hat Zeit, dem eigenen Rhythmus zu folgen.

Als großen Gewinn empfinde ich den Faktor Zeit. Man hat Zeit, dem eigenen Rhythmus zu folgen. Die Fremdbestimmung kommt noch schnell genug. Spätestens ab dem Schulalter hat man keine Chance mehr, mit der inneren Uhr zu leben. Ich finde es großartig, mir meiner Instinkte bewusst zu werden, sie zu spüren und auszuleben (insofern sie nicht durch äußere Einflüsse ausgebremst/verunsichert werden). Vor allem die Themen Langzeitstillen, „Förderung“, „Erziehung“ zähle ich hier dazu.

Das stärkt das Immunsystem für das ganze Leben.

Auch noch sehr wichtig, und das gehört noch zum Thema Zeit, ist der Umgang mit Krankheiten, die das Kind, vor allem in den ersten 3 Lebensjahren durchlebt. Sie in Ruhe zu begleiten, ohne mit der „Antibiotika-Keule“ schnell wieder funktionsfähig gemacht zu werden, da die Arbeit ruft. Dem kindlichen Körper die Zeit geben, sich zu formen, reif zu werden, zu stärken, abzuhärten. Das stärkt das Immunsystem für das ganze Leben.

Am befremdlichsten finde ich immer die Frage von Außenstehenden, ob mein Kind schon in eine Einrichtung geht. Warum findet es niemand mehr normal, dass ein Kind bei seiner Mama aufwächst und die meiste Zeit am Anfang seines Lebens mit ihr verbringt? Es würde mir das Herz brechen, wenn ich meinen Sohn jetzt schon jeden Tag wegbringen müsste, wo ich doch in meinem Innersten fühle, das ich so gerne mit ihm zusammen bin und Zeit mit ihm verbringen möchte. Ich fühle es so und frage mich: Was machen all die anderen Mamas mit ihren Gefühlen?

Mama von einem Sohn (21 Monate), Sporttherapeutin