Der Vorwurf:

"Du ziehst dir ein Mamakind heran!"

 

Kinder brauchen in den ersten Lebensjahren eine feste Bezugsperson, zu der eine verlässliche und stabile Bindung besteht. In der frühen Fremdbetreuung kann dies in der Regel nicht gewährleistet werden.

  • Bindung kann als Basis des menschlichen Zusammenlebens angesehen werden.
  • Das Bindungsbedürfnis ist die instinktive Anlage, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Primäre Bindungspersonen sind naturgemäß die Eltern.
  • Die frühen Entwicklungsphasen (vorgeburtlich und frühe Kindheit, d.h. die ersten zwei bis drei Jahre) sind für die Entwicklung eines sicheren „Bindungsmusters“ bzw. „inneren Arbeitsmodells“ entscheidend. Was man hier lernt, nimmt man mit ins Leben und betrachtet das Leben sozusagen durch seine frühkindliche „Bindungsbrille“. Es ist später nur bedingt veränderbar.
    • Sichere Bindung ist die Basis für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung, (Ur- und Selbst-) Vertrauen, Empathie, Beziehungsfähigkeit, Resilienz (Widerstandsfähigkeit), kurz : für die Fähigkeit, das Leben angemessen zu bewältigen und intensive, dauerhafte Beziehungen einzugehen.
    • Umgekehrt gilt: Unsichere Bindung kann sich im späteren Leben in häufigen Beziehungsabbrüchen, negativem Gesundheitsverhalten sowie Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung generell äußern.
  • Für die Ausbildung eines sicheren Bindungsmusters ist die ständige Verfügbarkeit und unmittelbare liebevolle Reaktion einer festen Bezugsperson, die feinfühlig, authentisch und angemessen auf die Bedürfnisse des Kleinkindes eingeht, von immenser Bedeutung. Diese „Intensivförderung“ kann nur eine auch emotional mit dem Kind verbundene Person leisten. Eine solch enge Bezugsperson kann dabei auch den besonders in diesem Zeitraum starken körperlichen Bedürfnissen nach Nähe durch z.B. Umarmungen nachkommen und zeitnah auf das Kind reagieren. Dies setzt voraus, dass sie sich nicht zur selben Zeit um mehrere Gleichaltrige kümmern muss.
  • "Die Familie ist daher ein entscheidender Ort für die Gestaltung der frühen Bindungsdynamik."

Links und Literaturempfehlungen zu diesem Aspekt:

Warum eine sichere Bindung für die Kindesentwicklung so wichtig ist - Interview mit Kinderpsychiater Dr. Karl Heinz Brisch (Eltern-Portal "Spiel und Zukunft")

Liebe macht stark: Eltern als beste Burnout-Prophylaxe (Interview mit Neurobiologin Nicole Strüber auf stern.de)

„Die ersten drei Jahre sind grundlegend.“ Interview mit Psychotherapeutin Christa Meves (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Frühe Fremdbetreuung. Aus bindungstheoretischer Sicht von Dr. Rüdiger Posth, Kinder- und Jugendarzt, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (unerzogen-magazin)

Initiative „Frühe Kindheit“, die sich für Bindungssicherheit von Kindern (insbesondere zur Mutter) stark macht

Bindung und Bildung – umfangreiches Dossier von Kinderpsychologin Theresia Herbst (sichererbindung.at)

Was brauchen Kinder wirklich? (3sat)

Bindungstheorie in pädagogischer Handlungsdimension - Vorlesung von Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll (Universität Osnabrück)

Memorandum der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung zum Krippenausbau in Deutschland (Deutsche Psychoanalytische Vereinigung)

SAFE® - Sichere Ausbildung für Eltern: Sichere Bindung zwischen Eltern und Kind (Brisch, Karl Heinz: Klett-Cotta-Verlag)

Was sagt mir meine Kindheit: Die eigene Entwicklungsgeschichte erkennen und beeinflussen. (Umek, Julia: Kneipp-Verlag)

Das Geheimnis glücklicher Babys: Kinderbetreuung - ab wann, wie oft, wie lange? (Biddulph, Steve: Heyne-Verlag)